2022

Festival Acappellissimo 2022 mit basta sorgt für Begeisterung

Festival Acappellissimo 2022 mit basta sorgt für Begeisterung

Liegestütz nach dem Backstage-Klo

Festival Acappellissimo mit den Four Valleys und der Kölner Band Basta

VON STEFANIE VIEREGGE


Plettenberg – Stimmgewaltig und mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz – das 9. Festival Acappellissimo fand in der ausverkauften Aula in
Böddinghausen statt und konnte mit ganz besonderen Gästen aufwarten. Denn die Band Basta trat hier am Samstag im Rahmen ihrer Abschiedstournee auf. Auf Einladung der Four Valleys, dem „Chor im Chor“ des MGV Bremcke, präsentierten sie ihr Programm „Eure schönsten Lieder“.

Keine Instrumente, nur Gesang: Die Gastgeber überzeugten mit vielstimmiger Harmonie, Spaß und Leidenschaft.
Die Bandbreite der Liederauswahl zeigte ihre Vielschichtigkeit, ganz bewusst entschieden sie sich gegen eine feste Stilrichtung.
Den Rock-Song „Fat Bottomed Girls“ von Queen interpretierten sie als eine temporeiche und spritzige Version.
Ein sehnsuchtsvolles „Westerland“ folgte sowie diemystisch angehauchten Klänge des schottischen Volksliedes „Loch Lomond“, bei dem Solist
Sven Mialkas mit seiner klaren Stimme beeindruckte.
Zwischendurch wurde ihr Chorleiter Thomas Weidebach für sein 20-jähriges Jubiläum geehrt. Er nahm die Glückwünsche ziemlich überrumpelt entgegen, einfach aus dem Grund, weil es schon ein Jahr her ist. Denn Corona hatte auch hier wieder die Hand im Spiel.
Vier Jahre ist das letzte Konzert nun her, die Proben sind größtenteils ausgefallen.
„Wir haben draußen eine Probe abgehalten, nur online kam für uns nicht in Frage. Die Stimme des Nebenmanns im Ohr fehlt einfach dabei“, erklärte Jörg Alfringhaus.
Umso größer war die Freude, jetzt wieder gemeinsam auf der Bühne stehen zu können. So wurden sie mit viel Applaus belohnt, und natürlich durfte eine Zugabe nicht fehlen, die mit „Hello,Mary Lou“ sehr fröhlich endete.

Dann betraten die vier Mitglieder der Kölner Gruppe Basta die Bühne, und die Vorfreude im Publikum war förmlich zu spüren. Aufgrund
der über die Jahre aufgebauten Beziehungen und weil die Band vor zehn Jahren schon einmal zu Gast beim Festival gewesen war, hätten sie einem erneuten Auftritt in der Vier-Täler-Stadt zugestimmt. Die restlichen Termine ihrer Tour finden in weit größeren Hallen statt.
Aber jeder fängt mal klein an, und so sangen sie im Auftakt „Wir kennen jedes kleine Backstage-Klo zwischen Regensburg und Itzehoe“.
Die Setliste bestand aus einem „Best Of“ aus über 20 Jahren ihres Schaffens und wurde größtenteils aus Umfragen unter den Fans ausgewählt.
Ihre selbstkomponierten Lieder bestechen durch einzigartige deutsche Texte, die das Leben im Ganzen und Situationen im Besonderen aufs Korn nehmen, beispielsweise der Büro-Shanty „Cut, Copy and Paste“ oder, wenn im Tangotakt die „Laktosetoleranz“ als gesellschaftswidrig auf die Spitze getrieben wird.

Acappella bezeichnet einen vielstimmigen Gesang in Abwesenheit von Instrumenten, diese werden von den Sängern mit Stimme und Körperresonanz nachgeahmt. Und auch wenn Schlagzeug und die tiefen Töne fest an Arndt Schmöle vergeben sind, so wechselten die anderen Sänger zwischen den Instrumentalsequenzen auch mal zum Gesang, und das in so schneller Folge und auch ziemlich versteckt, dass man oft gar nicht wusste, wer auf der Bühne gerade welchen Part übernahm. Darüber hinaus begeisterten die vier Kölner mit einer teils umfangreichen Choreographie. So zeigten sie bei „Personal Trainer“ nicht nur ihre allgemeine Fitness, sondern Werner Adelmann zusätzlich einige Liegestütz- während des Gesangs selbstverständlich.
WilliamWahl gab noch ein „Acappalla für Fortgeschrittene“ zum Besten – alleine mit der Gitarre und einem Text, der sich nicht immer reimte, aber dem Publikum gerade deshalb Begeisterungsstürme entlockte.
Immer mal wieder tauchte in ihrem Repertoire auch das Cover bekannter oder aktueller Hits auf, denen sie ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken.
So wurde „Chiquitita“ von Abba zur Beschreibung einer „Schicken Kita“, und mit „Verlegt, verloren, es fällt mir nicht ein“ gab es (k)ein verfrühtes Weihnachtspräsent von Wolfgang Petry. Letzteres gehörte dann auch schon zur Zugabe, die unter stehenden Ovationen vom Publikum eingefordert
wurde. Und beimletzten Lied des Abends wurde es noch einmal leise und stimmungsvoll, als Basta gemeinsam mit den Four Valleys eines ihrer ersten Lieder intonierte. „Feuerzeuge“ sind heute nicht mehr sehr verbreitet, dafür gab es ein Handy-Lichtermeer im Zuschauerraum. Beim anschließenden After-Glow im Foyer standen die Kölner Ausnahmekünstler noch für Autogramme zur Verfügung. Und die Four Valleys zeigten unter anderem, wie schön Coldplay in vielstimmiger Version klingt.

Bericht: Süderländer Tageblatt, 08.11.2022

Eintrag vom: 10.11.2022